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Mühlau vor 150 Jahren

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Autor: Herbert Rudolph

Quelle: "Aus der Heimat für die Heimat", Nr. 11 von 1935, Eine Beilage zum Burgstädter Anzeiger und Tageblatt

An Hand eines Flurbuches aus dem Jahre 1781/82, unter Benutzung alter Kaufbriefe und Familienchroniken, sowie aus mündlichen Ueberlieferungen unter freundlichster Unterstützung alter Dorfbewohner - bes. Eduard Pesters - sind die folgenden Aufzeichnungen aus alten Zeiten unsres Dorfes entstanden.

Die "Vorerinnerungen" des § 1 im "Flur- und Lagebuch des Dorfes Mühlau bey Penig" beginnen mit einer nach unserer heutigen Anschauung recht subjektiven Lagebestimmung: "Das Dorf Mühlau lieget von Penig aus gegen Mittag". So wenig wie Mühlau östlich lieget ebensowenig liegt es südlich, sondern hübsch in der Mitte, nämlich genau südöstlich. Mit der Angabe der Entfernungen war man damals genau so weitherzig und rechnete nach Marschzeiten: Mühlau liegt von Penig "1 Stunde von selbigen, von Chemnitz aber 3 Stunden, und von Burgstädt ¾ Stunde" - .

Weiter heißt es: Mühlau, "stehet unter viererley Gerichtsbarkeit, als unter den gräflichen schönburgischen Amte Penig, den gräflichen schönburgischen Waldenburgischen Ritterguthe Calenberg, dem Ritterguthe Mittelfrohna und ein Haus aber auch unter dem gräflichen schönburgischen Amte Rochsburg, und übet das Amt Penig auch die Obergerichte über die Untertanen des
Ritterguthes Calenberg aus".

Daß diese "viererley Gerichtsbarkeit" in einem Dorfe wahrscheinlich sehr oft sich nachteilig ausgewirkt hat, ist leicht zu verstehen. Ein Beispiel dazu bietet der 1779 geplante Kirchenumbau. Es waren dafür schon die Risse und Anschläge von den Zimmermeistern angefertigt, im ganzen Dorfe herrschte eine opferfreudige Begeisterung, aber "das Feuer verging, weil die Richter nicht zusammen harmoniereten". - Und während die Bauern des Mittelfrohnaer Gerichtsanteiles schon seit 1835 ihre Fron- und Spanndienste ablösen konnten, mußten die Bauern der Peniger Obrigkeit damit bis 1842 warten.

Nach § 2 des Flurbuches grenzet Mühlau "gegen Morgen an die Burkersdorfer und Hartmannsdorfer Grundstücken, gegen Mittag an die Nieder-Elsing ( die damals bis an die heutige Fabrik von Joh. Richter reichte ) so theils nach Göppersdorf und Hartmannsdorf, theils der Herrschaft in Mittelfrohna, auch selbst einiges nach Mühlau gehörte". ( Z.B. hatte Gottlieb Schönfeld - jetzt Paul Heilmann - 2 Vrtl Dreßdner Maaß; Gottlieb Schönfeld jun. - jetzt Paul Winkler - 3 Vrtl Dreßdner Maaß; Johann Gottlieb Heilmann - jetzt Günther - 2 Vrtl Dreßdner Maaß; Gottlieb Winkler sen. - jetzt List - 2 Vrtl Dresdner Maaß; Marie Steudtin - später Kunzens Gut, jetzt Bäcker Otto Müller - 2 Vrtl